Rückbklick auf das U27 Streetart-Stipendium von Landsberg 2024. Das erste Projektjahr in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring von Landsberg ist vorbei und wir blicken auf ein buntes und arbeitsreiches Jahr zurück, mit zahlreichen tollen Begegnungen und Kunstwerken.
Entdecke den Rückblick auf das U27 Streetart-Stipendium und die künstlerische Entwicklung der beiden Stipendiaten: Bjarne und Emma.
Ein buntes & arbeitsreiches Jahr mit tollen Ergebnissen

Die beiden Stipendiaten Bjarne Jaschhof (21) und Emma Schindelmann (19) hatten eine lehrreiche und produktive Zeit. Ihre Streetart-Werke bereichern nun nachhaltig den Landkreis Landsberg am Lech. Neben Interventionen in der Stadt gab es auch Streetart für kleinere Gemeinden wie Schondorf und der Riederau am Ammersee. Insgesamt entstanden im Laufe des ersten Projektjahres sieben Kunstwerke im öffentlichen Raum.
Rückblick auf das U27 Streetart-Stipendium von Landsberg am Lech

Nach der offiziellen Stipendiums-Übergabe im Altstadtsaal der Volks- und Raiffeisenbank Landsberg-Ammersee in Landsberg begann die künstlerische Reise ins Streetart für die beiden Stipendiaten mit einem ganztägigen Einführungssprühkurs an der legalen Fläche von Landsberg / Iglinger Straße am ersten Mai 2024. Ganz im Sinne des Austausches und Kennenlernens wurde gemeinsam gesprüht und eine Mahlzeit geteilt, sowie über den Stellwert von junger Kunst gesprochen.
Im Zeitungsartikel von Nathalie Schelle im Merkur wurden beide Streetart-Stipendiaten vorgestellt.


Die Begegnungen und netten Gespräche mit Passanten im Laufe der Interventionen stellten Highlights zusätzlich zur künstlerischen Praxis dar. Neben dem Kontakt mit manchen Eigentümern, positiven Gespräche mit Spaziergänger und spontanen Besuchen von interessierten Familienangehörigen, erlebten beide Stipendiaten einzigartige soziale Momente.

So konnte Emma während ihrer letzten Flächengestaltung die französische Streetart-Künstlerin „LUCCE“ aus Toulouse kennenlernen und Bjarne beim „Words for Democracy„-Projekt mit Jugendlichen vom Ammersee in Kontakt treten, sowie seinem kleinen Bruder am Papierbach Streetart zeigen.
Streetart-Stipendiatin Emma Schindelmann und ihre Werke

Emma Schindelmann war zu Beginn des Streetart-Stipendiums 19 Jahre jung. Sie probiert gerne verschiedene künstlerische Techniken aus und tut dies auch weiterhin. Die Kunst begleitet sie und hilft ihr, sich zu beruhigen, sowie Eindrücke zu verarbeiten. Neben dem Sprühwettbewerb am Bauzaun vom Papierbach 2021 unter dem damaligen Kulturreferenten Axel Flörke, nahm sie ebenfalls an der „Jungen Kunst am Silo“ Ausstellung im Osten von Landsberg 2023 teil. Inzwischen besucht sie eine Holzbildhauer-Schule.



Die Werke, welche Emma gestalten wollte, soll Leuten eine Freude bereiten und die Welt etwas schöner machen. Ob Landschaften oder Blumen, wusste Emma zu Anfangs noch nicht so genau. Im Verlaufe des Jahres entstanden dann sehr schöne Kunstwerke mit einer tollen künstlerischen Entwicklung.
Angenehm neu und innovativ sind zwei ihrer Interpretationen alter Meisterwerke der Romantik und des Expressionismus. Während ihr letztes Garagentor im Osten von Landsberg und einem schönen floralen Motiv, konnte sie der französischen Streetart-Künstlerin „Lucce“ begegnen, welche für ein Kunstprojekt in Landsberg zu Gast war.

Im Rahmen der ersten Streetart-Intervention besprühte Emma ein Garagentor in der Schulstraße 9, von Schondorf am Ammersee (neben der Realschule) mit einer farbenfrohen Interpretation eines großen Klassikers der deutschen, romantischen Malerei: dem Wanderer im Nebelmeer von Caspar David Friedrich.

Am Papierbach von Landsberg entschied sich die junge Stipendiatin für einen Remix von Van Gogh’s Sternhimmel in den Farben des Landsberger Stadtwappens und einer historischen Skyline. Zeitgleich gestaltete Bjarne ein Wandbild daneben.

Für Emma war es eine schöne Erfahrung, an dem Streetart-Stipendium teilzunehmen. Sie nahm als Impuls mit, offen für neues zu sein. Ihre beste Erinnerung „Als mir bei der Streetart Führung bewusst geworden ist, wie viel ich schön gestaltet habe und die tollen Unterhaltungen.“ Inzwischen besucht sie eine Holzbildhauer-Schule und blickt mit Neugier in die Zukunft und möchte weitere Kunstformen ausprobieren.

Streetart-Stipendiat Bjarne Jaschhof und seine Werke
Bjarne Jaschhof ist Schüler im Bereich Gestaltung an der Fachoberschule von Landsberg. Der damals 21-Jährige hatte durch ein Plakat an seiner Schule von dem Projekt erfahren und sich aus Neugier beworben. Später möchte er irgendwann selbstständig in der Kreativwirtschaft tätig sein. Zuvor hat er eine Ausbildung im Informatik-Bereich in Nord-Rhein-Westfalen abgeschlossen.



In seiner Freizeit macht er gerne Fotografien von städtischen Klischees und Kontexten. Seinen ersten Kontakt mit Streetart und Graffiti entstand während seiner Zeit in Paderborn, wo er mehrere Jahre lebte und welche als Stadt für ihre nachhaltigen und bunten Streetart-Werke bekannt ist.



Die Streetart-Werke von Bjarne sprechen Themen aus der Jugendkultur an. Besonders bunt und Retro: sein erstes Werk in Schondorf am Ammersee, welche eine Anlehnung an die Video-Spielwelt von Super Mario ist. Das Motiv fügt sich dabei super in das Garagentor ein und wurde einfallsreich um die Seiten verlängert. Schon zu Beginn des Stipendiums äußerte sich Bjarne zu seinen Gestaltungsideen: „Ich will sie an die Orte anpassen, an denen ich male, damit sie zur Umgebung passen.“

Sein Interesse für Graffiti-Stile wird in seiner Auseinandersetzung mit illustrativen Ansätzen deutlich. Während der Umsetzung und Interventionen merkte man seine Kreativität. In seiner Gestaltung am Papierbach von Landsberg nutzte er einen bunten Hintergrund, um seinen Hip-Hop Charakter besser hervorzuheben. Bei der Gestaltung eines Trafohauses in der Riederau am Ammersee sein Gesicht mit einer Sprechblase schmückt, welche an den Streetwork von Dießen (Alexander Sauter) erinnert. In beiden Fällen nahm sich Bjarne die Zeit auf lokale Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen und die Wünsche der Eigentümer mit in die Werke einzuarbeiten.

Seine beste Erinnerung an das Streetart-Stipendium war das gemeinsame U27-Bild zu Anfangs des Stipendiums. Für ihn war es ein gelungenes Stipendium, durch die neuen Erfahrungen und Menschen, welche er kennenlernte. Sich dabei Zeit für seine Kunst zu lassen und die Werke in einer angemessenen Zeit zu malen, fand er gut. „Das tolle war es Hilfe im Suchen der Garagen und die Möglichkeiten zusammen zu malen.“ Als neue Impulse nimmt er für sich die Erfahrungen und Techniken im Sprühen mit, sowie viel Spaß dabei gehabt zu haben. Inzwischen bereitet er sich auf sein Abitur vor und ist offen für alles, was danach kommt.

Neue Impulse in der Kunstpädagogik und Freude an der Arbeit
Streetart als Kunstform reflektiert oft kulturelle, gesellschaftliche sowie lokale Themen und bietet ein großes Potenzial zur nachhaltigen Gestaltung des öffentlichen Raumes. Neben dem inklusiven Charakter des Projektes, entstand ein Dialog mit den Einwohnern und durch die Teamarbeit und Kommunikation konnten neue Freundschaften geknüpft werden, sowie eine interdisziplinäre zwischen verschiedenen Akteuren aufgebaut werden. Durch eine Kontextsetzung, welche eine Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Vordergrund stellt, konnte den Teilnehmern Nachhaltigkeit in Bezug zu Streetart nähergebracht werden.
Die offene Aufgabenstellung zur Förderung der Kreativität mit der Gestaltung von jeweils drei Streetart-Werken unter begrenzten Ressourcen, wechselnden Orten, Begegnungen, Formaten und Motiven unterstützt die Entwicklung eines räumlichen und sozialen Denkens und setzt wichtige Impulse für eine nachhaltige Entwicklung.

Auch für mich als künstlerische Leitung war das U27 Streetart-Stipendium von tollen Momenten geprägt. Allen voran die Begegnung mit den beiden Stipendiaten Emma und Bjarne, welche tolle Menschen sind und mit ihren Arbeiten auf nachhaltige und schöne Weise mitgemacht haben, den öffentlichen Raum zu verschönern. Neue Impulse fand ich in der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, welche sehr viel Spaß gemacht hat.
So durfte ich während der Aktion in Schondorf auch ein Garagentor gestalten und neue kunstpädagogische Ansätze ausprobieren. An einem eigenen Werk zu sprühen und zeitgleich Techniken vermitteln, war zu Beginn eine Herausforderung. Schlussendlich aber eine tolle Erfahrung, auf die ich gerne zurückblicke. Für nächstes Jahr arbeiten wir mit dem Kreisjugendring bereits an der Fortführung des U27 Streetart-Stipendiums von Landsberg.

Vielen Dank an die Sponsoren des U27 Streetart-Stipendium
Vielen Dank an die Sponsoren des U27 Streetart-Stipendium, ohne welche die Initiative nicht möglich gewesen wäre. Der Kreisjugendring von Landsberg am Lech leistet als Projektträger eine tolle Arbeit im Hintergrund. Dank der finanziellen Unterstützung der Hans-Heinrich Martin Stiftung und der Volks- und Raiffeisenbank Landsberg-Ammersee, sowie durch eine Materialspende des Psychic Shops Augsburg konnte das erste Projektjahr erfolgreich auf die Beine gestellt werden.

Auswahl der Berichterstattung über das U27 Streetart-Stipendium von Landsberg
- „Streetart Landkreis Landsberg: Künstler fürs Stipendium gewählt“ / Merkur / 30.04.2024 / Nathalie Schelle
- „Bringt Farbe in die Stadt: das Streetart-Stipendium für junge Heranwachsende in Landsberg“ / BDK INFO Ausgabe 33 / Fachzeitschrift für Kunstpädagogik in Bayern
- „Landkreis Landsberg: Das Streetart-Stipendium im Kreis Landsberg kann starten“ / Augsburger Allgemeine / 21.02.2024
- „Sieht gleich besser aus“ / Schondorf Blog / 16.07.2024
- „Mit Erwa.One und Lucce durch Landsberg: die Vielfalt des Streetart“ / Kreisbote / 28.08.2024 / Ulrike Osman
- „Stipendium macht’s möglich: In einem Jahr zum Streetart-Künstler“ / Landsberger Tagblatt / 09.01.2025