Augsburg. Vom 30.09 bis zum 2.10.2025 fand die wissenschaftliche Tagung „Neue Kulturgeographie“ zum Thema „Spekulative Geographien im neuen Klimaregime“ statt. Wissenschaftler*innen aus ganz Deutschland kamen an der Universität Augsburg zusammen und stellten ihre Recherchen in einem wissenschaftlichen Rahmen vor. Die Keynote mit dem Titel „Building a heaven in hell’s despair“ gab der Denker Timothy Morton. Die Tagung wurde vom Lehrstuhl für urbane Klimaresilienz organisiert. Ich durfte als Künstler ebenfalls an einer Workshop-Session teilnehmen und meinen Beitrag als Künstler mit Impulsen aus dem Streetart und meiner Jugendarbeit leisten. Mehr zu meinem Redebeitrag „Freie Kunstpädagogik im Streetart als Change Agent im neuen Klimaregime“ gibt es im folgenden zu entdecken.

Neue Kulturgeographie 2025: Spekulative Geographien im neuen Klimaregime
Die größte humangeographische Tagung in Deutschland, die „Neue Kulturgeographie“ fand 2025 an der Universität Augsburg nahm diesen spekulativen Impuls zum Ausgangspunkt, um gemeinsam zu diskutieren, welche theoretischen und methodologischen Potenziale sich hieraus für die Geographie ergeben. Angesichts globaler Herausforderungen – vom sogenannten „Neuen Klimaregime“ (Latour 2018) über technologische Transformationen durch KI bis hin zum Erstarken autoritärer Regime und dem andauerndem Klimawandel – fragen wir: Inwiefern kann spekulatives Denken dazu beitragen, diese Entwicklungen besser zu verstehen und kritisch zu begleiten? Welche neuen Forschungsansätze und Denkfiguren eröffnet es für eine Geographie der Gegenwart?
Redebeitrag: „Freie Kunstpädagogik im Streetart als Change Agent im neuen Klimaregime“

Als Streetart-Künstler und Kunstpädagoge sprach ich im Rahmen meines Beitrages „Freie Kunstpädagogik im Streetart als Change Agent im neuen Klimaregime“ über meine Ansätze und Wertehaltungen. Sowie ich im Rahmen meiner Kunstvermittlung in der offenen Jugendarbeit und meinem Einsatz für Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kontext von Inklusion, Zusammenarbeit und kritischer Hoffnung Jugendlichen neue Perspektiven eröffnen, ihre Zukunft selbstbestimmt im Zeitalter des neuen Klimaregimes zu gestalten.



Statement zur Haltung und Handlungsfähigkeit im Kontext von Bildung für Nachhaltigkeit und planetaren Zukünften
„Wenn ich über das neue Klimaregime und die planetaren Zukünfte sprechen, spreche ich über Klimagerechtigkeit und das Erbe sowie die Verantwortung für die nächsten Generationen. Die Klimakrise ist nicht nur eine Frage der Emissionen und sich verändernden Umwelt im Anthropozän, sondern eine Krise der Verbindung – zwischen Mensch und Natur und zwischen Mensch und Mensch. Genau hier entfaltet Kunst und Kultur ihr Potenzial.
Durch Projekte wie das U27 Streetart Stipendium gebe ich jungen Künstler:innen eine öffentliche Fläche, sowie einen Wirkhebel, um eigene sozial-ökologische Veränderungen voranzutreiben. Urbane Kunst verschönert nachhaltig den städtischen Raum und ist zugleich der Pulsschlag einer Kunst, welche mit Menschen in Interaktion tritt. Sie bündelt Sorgen und Visionen, regt zum Nachdenken an und ermöglicht ein niedrigschwelliges Erleben, fern von etablierten Institutionen. Die künstlerische Kreativität wird dabei zur treibenden Kraft, welche ermöglicht neuen Ideen Ausdruck zu geben. Bildung für planetare Zukünfte findet somit nicht nur in Seminarräumen statt, sondern ebenfalls in der übergreifenden Zusammenarbeit, auf der Straße, in Jugendzentren, Schulen und überall, wo Kultur Brücken bauen kann, um die notwendige soziale Kohäsion für den Wandel zu schaffen. In diesem Sinne sehe ich das neue Klimaregime nicht als Bedrohung, sondern als gemeinsame Herausforderung für eine offene, zukunftsorientierte Gesellschaft, in welcher wir Hand in Hand die Probleme von Morgen angehen und Zukünfte ermöglichen, sowie in unserer Vorbilds-Funktion zeigen, wie wir diese im Miteinander gestaltet können.„
Vincent Göhlich aka „Erwa.One“ (Streetart-Künstler & Kunstpädagoge)

Mehr zu meiner Bildungsarbeit entdecken
Geographische Bildung für planetare Zukünfte: Aktuelle Diskussionen zu Machtkritik und sozial-ökologischen Transformationen
Die Session „Geographische Bildung für planetare Zukünfte: Aktuelle Diskussionen zu Machtkritik und sozial-ökologischen Transformationen “ wurde von Birte Schröder (Universität Frankfurt) & Inken Carstensen-Egwuom (Universität Flensburg) moderiert.
Wenn wir an Geographie denken, fallen uns oft Landkarten, Klimadiagramme oder Landschaften ein. Aber Geographie kann viel mehr: Sie kann uns helfen, die Welt kritisch zu hinterfragen – und zwar so, dass wir selbstbewusst und gemeinsam handeln können. Genau darum geht es in der geographischen Nachhaltigkeitsbildung.

Mehr als nur Recycling & Konsumtipps
Häufig wird Nachhaltigkeit im Bildungsbereich darauf reduziert, wie wir als Einzelpersonen nachhaltiger konsumieren können – weniger Plastik, mehr Bio, Fahrrad statt Auto. Das ist wichtig, aber eben nur ein kleiner Teil des Bildes. Die Politische Ökologie – ein Teilgebiet der Geographie – schaut tiefer. Sie untersucht, wie Macht und Ungleichheit weltweit verteilt sind, wer profitiert und wer Nachteile trägt. Dabei geht es nicht nur um Ländergrenzen, sondern auch um Themen wie Kolonialgeschichte, Wirtschaftssysteme und gesellschaftliche Strukturen. Die neuen Bildungsstandards für Geographie greifen diese Perspektive auf. Sie sprechen von „raumbezogener Deutungs- und Gestaltungsmacht“ – also davon, wer über Räume und Ressourcen bestimmt, und wie diese Macht genutzt oder missbraucht wird.
In der Sitzung wurden zwei zentrale Ansätze vorgestellt:
- Kritisch hinschauen & Macht verstehen
Lernen, wie globale Strukturen Ungleichheit erzeugen – sei es durch fossile Energien, neokoloniale Handelsbeziehungen oder patriarchale Machtverhältnisse, sowie damit einhergehend die Reflexion, wie wir selbst in diese Systeme eingebunden sind. - Gemeinsam handeln & Hoffnung stärken
Bildung soll nicht nur analysieren, sondern auch Mut machen und „Empowern“. Dabei geht es darum, gemeinschaftlich an Ideen zu arbeiten, die Umweltgerechtigkeit, den Schutz unserer Lebensgrundlagen und alternative Wirtschaftsformen fördern. Und vor allem: die Erfahrung zu machen, dass wir etwas bewegen können.
Die Sitzung zielte auf eine kritische Reflexion von Ohnmachtserfahrung der Vielfachkrisen, Responsibilisierung, Lösungs- und Fortschrittsorientierung als Aspekte geographischer Nachhaltigkeitsbildung an Schulen, Hochschulen und der Bildungsarbeit, die Fragen verfolgt wie:
- Wie kann mit emotionalen Herausforderungen der Komplexität, Unsicherheit und Widersprüchlichkeit von “wicked problems” umgegangen werden?
- Wie kann die individualisierende, konsumfixierte, responsibilisierende Handlungs- und Lösungsorientierung in der BNE erweitert werden?
- Wie können kritische Begriffe von Macht und Handeln/Praxis/Handlung für didaktische Diskussionen fruchtbar gemacht werden?
- Wie können Zukunfts- und Handlungsorientierung mit globalen Gerechtigkeitsfragen verbunden werden?

Rückblick auf die Neue Kulturgeographie 2025 in Augsburg zum Thema: „Speculative Geographies of the new climate regime“
Im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung „Neue Kulturgeographie“ 2025 in Augsburg zum Thema „Speculative geographies of the new climate regime“ konnte man im Ausstellungsbereich eine künstlerische Arbeit auf Leinwand, die „Sternrose“ entdecken, sowie eine Reihe an Serious Games – pädagogischen Brettspielen, um den Klimawandel zu verstehen (Rouven Kaiser) und 3D Grafiken zur städtischen Ernährung (Merle Müller-Hansen) dem STS-Cube entdecken.



Mlab-Workshop
Taschen mit Fragen bemalen, um diese in die Welt zu tragen
Während des MLab Workshops von Mirko Winkler aus Bern wurden in kleinen Gruppen Taschen mit gesellschaftlich relevanten Fragen bemalt. Die Taschen wurden im Anschluss während der Abschlussveranstaltung an die Panel-Teilnehmer übergeben. Am Vorabend gab es eine spannende Abendveranstaltung, in welcher die Arbeit des mLabs vorgestellt wurde.





Weitere Eindrücke der Tagung „Neue Kulturgeographie“


